Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff  Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 257

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24.09.1909. - 8 Seiten mit Kuvert, Beilage Brief 8 Seiten von Richard Rössler, Anmerkungen von MB, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe:   Richard Rössler an MB, 1909-09-18, /Anmerkungen von MB/  Sehr verehrter Herr Professor, behalten Sie die Noten /von Reger, fürchterl. Musik!!/ beliebig lange. Der Abend gestern /im Inst. F. Kirch.-Mus./ war eine ordentliche Qual für mich. Ich kam zu No 4 Barblan, ein schlimmes Stück, aber noch nichts gegen die darauffolgende „Tripelfuge“ von Egidi /Lehrer am Inst./ Das Unglaublichste an Hässlichkeit und Langeweile! Der darauffolgende Reger wirkte mit 3 Choralvorspielen wie eine Erlösung /(!)/. Dieselben sind merkwürdiger Weise sehr schön, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Es ist der Choral mit Figurationen versehen, daher erkläre ich mir die verhältnismässig ruhigen Harmonien darin. Nun wirds aber allmählig ungemütlich: No 7 weist einen ostinaten Bass [Notenbeispiel] auf, über den er die scheusslichsten Harmoniefolgen ergehen lässt, also grauenvoll! Das entsetzlichste war aber die Schlussnummer über „Eine feste Burg“. Der Versuch, die Choralstrophen musikalisch zu illustrieren wirkt einfach grotesk! Bei der Stelle, „und wenn die Welt voll Teufel wär“ kann man sich des Lachens nicht enthalten!  Krebs ging vor dieser Nummer weg. Ich habe ihn leider nicht sprechen können. /Ich sprach ihn ein paar Tage später; er hatte von allen Scheuslichkeiten gar nichts gemerkt!/ Sonst war von der Hochschule niemand anwesend.   Ich halte es für ein Verbrechen, dass man an der Kirchenschule solche Musik macht. Erstens mal sind das Orgelspieler, die noch sehr wenig können. Ich glaube nicht, dass sie Bach einwandfrei spielen können. Nun vergeuden die Leute ihre kostbare Zeit mit dem Einstudieren dieser wahrhaftig nicht ganz leichten Stücke. Das Schlimmste aber ist natürlich der Umstand, dass die Schulmeister in ihren zukünftigen Kirchenkonzerten das Publikum damit quälen werden!   Das Publikum muss doch rasend unmusikalisch sein: die größten Abscheulichkeiten hört sich das sogar aus Musikstudierenden bestehene Publikum mit dem gleichgültigsten Gesichtsausdruck an! /So sehr sind sie schon verdorben!/  Die famose Sinfonie ohne Noten zurück!  Mit ergebenstem Gruss verbleibe ich Ihr getreuer   Richard Rössler  MB an ER 24/9 09  1. Ausführlich über die Nachfolge für Kretzschmar als Direktor des Instituts für Kirchenmusik. MB war selbst nicht bei der Sitzung, da wegen Neuralgie ans Bett gefesselt. Kretzschmar schlägt seinen Schüler Carl Thiel, einen Katholiken, als Stellvertreter vor, soll selbst nominell Direktor bleiben.   2. „Das Allerneueste ist, daß Rich. Strauss im Sinfonieconcert der Kgl. Kapelle eine Sinfonie von - Gernsheim aufführt. G., der Vorsitzende der Genossenschaft, hat ihm 1908, nach seiner Ernennung zum Mitgl. der Akad., verschiedene liebenswürdige Briefe geschrieben (obwohl er. Gernsh., noch vor ein paar Jahren Tobsuchtsanfälle bei der bloßen Erwähnung von R. Str. bekam), dafür quittiert nun R. Str. und führt G.s Sinfonie auf. So führt das Volk Israel seine Geschäfte – und so kommt man zu etwas in dieser „besten aller Welten“. Sie fallen nach und nach Alle um, - Alle, Alle, und wir können jetzt mit Elias sagen: „Und wir sind allein übrig geblieben, Propheten des Herrn, und sie stehen danach, daß sie uns das Leben nehmen.“  MB betont seinen Ekel vor allen beschriebenen Entwicklungen und würde gerne am Land leben, in Thüringen oder im Harz und schimpft nochmals auf Reger, und Kretzschmar, der Reger in seinem Institut für Kirchenmusik aufführen läßt. Legt dazu den Brief von Rössler bei.

Bemerkung:   Max Bruch  Beiliegend Brief von Richard Rössler an Max Bruch 

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4306352, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4306352

Erfassung: 1. Dezember 2025 ; Modifikation: 1. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-01T15:09:33+01:00

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