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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln Max-Bruch-Archiv Signatur: Br. Korr. 154, 254
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Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv
Signatur: Br. Korr. 154, 254
Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser], Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]
06.09.1909. - 13 Seiten, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Arbeitet in Oberhof/Thüringen am „Wessobrunner Gebet“ op. 82. Kretzschmar als neuer Direktor ist fix. „Die Tagespresse, die uns immer gehaßt hat ... werden Herr ‚Geheimrath‘ K. mit einer großen Schere vorstellen, um uns die Zöpfe abzuschneiden (die wir nicht haben!).“ Der zuständige Ministerialrat Schmidt sei „von der radicalen Partei auf’s Aeusserste bedrängt worden, sei aber den Extremen abgeneigt“, und habe deswegen Kretzschmar als „Repräsentant des gemäßigten Fortschritts“ angestellt. „Leider vermag ich aber seine Vertrauensseligkeit nicht zu theilen, denn ich halte Herrn K. für einen gesinnungs- und charakterlosen Eklektiker.“ MB setzt aber seine Hoffnung 1. in das - nicht aufgelöste – Direktorium, wo sie die Mehrheit haben, „vorausgesetzt, daß uns bei solchen von principieller Wichtigkeit Ad. Schulze nicht im Stich läßt. Aber - - - !!? 2. Haben die Chefs der Abtheilungen bei uns ein hohes Maß an Selbständigkeit. MB würde sich z.B. gegen die Einführung eines neuen, modernen Lehrbuches wehren. Sieht die ersten Zusammenstöße bei der Wahl der Werke für Orchesterstunde und die Concert-Programme. „Da wird er uns höchst wahrsch. mit R. Strauss , Reger u. Consorten kommen. Aus künstlerischen und aus pädagogischen Gründen müssen wir ihn da niederstimmen.“ Denkt aber „eine kleine, zu rechtfertigende Concession zu machen, ab und zu ein paar der bessern Orchestersachen von S. Saëns, Tschaikowski, Berlioz“ zu machen, z. B. von Berlioz „‘Der Römische Carneval‘, sehr frisch und interessant, wenn auch ebensowenig ein Meisterwerk, wie seine andern, zum Theil fantasievollen Sachen“ ... „Uebrigens müssen wir ihm gegenüber immer wieder aufs Schärfste betonen: 1) Daß für die Jugend das Beste gerade gut genug ist; daß 2) Die H.Sch. kein Concert-Institut ist, welches aus Furcht vor der Presse alles bringen mus, auch das Allerschlechteste,; und daß 3) diejenigen Sachen, die noch mitten im Parteiengezänk des Tages stehen, als niemals geeigneter Uebungsstoff für unsere Orchesterschüler verwendet werden sollten.“ Was soll Kretzschmar künstlerisch tun? Kann nicht Geigen- oder Cello-Unterricht geben, für die Orchesterstunden und Vortragsabende ist Kauffmann berufen worden, Musikgeschichte docirt Krebs und Analyse MB. „ ... ob er etwa hauptsächlich Chef der Administration sein soll? Das wäre sehr günstig! Moser ist zu seinem Assistenten in der Instr. Abth. ernannt worden, wird also sein Intimus; und da Moser gleichzeitig der Intimus von Marteau ist, so haben wir jetzt anhaltend mit dem Triumvirat (der Clique) Kretzschmar, Moser, Marteau zu rechnen. Herr Moser (der schlechteste Bratschist des 19. Und 20. Jahrhunderts und als Lehrer unwürdig und fürchterlich) bekommt jetzt nicht weniger als 6000 M Gehalt und außerdem noch 1200 M Wohnungsgeld, zusammen 7200 M. Das ist viel mehr, als Du jemals hattest, und mehr als noch einmal so viel wie ich hatte und habe (nur 3400 M), und dabei sind wir beide doch Abth. Vorsteher und Mitgl. des Directoriums!!“ MB beschwert sich über die noch nicht erfolgte Gehaltserhöhung, fürchtet wie alle Lehrer nur 600 M zu bekommen, obwohl „wir etwas mehr sind wie die übrigen ‚Lehrer‘! Fürchtet den Rücktritt von ER nach 40 Dienstjahren. „Ich warte also ab, und wenn die Zustände an der Schule im kommenden Wintersemester durch das schöne Triumvirat gar zu scheußlich und ganz unerträglich werden, so trete ich am 1. April 1910 zurück und behalte nur die Meisterschule bei (die jetzt 6100 M bringt) aus...“ PS Schulze hat für seine interimistische Leitung der Hochschule den roten Adlerorden II. Klasse erhalten.Kretzschmar, Hermann (1848-1924) [Erwähnt], Schulze, Adolf (1835-1920) [Erwähnt], Moser, Andreas (1859-1925) [Erwähnt], Marteau, Henri (1874-1934) [Erwähnt], Kauffmann, Fritz (1855-1934) [Erwähnt]
Königliche Akademische Hochschule für Musik in Berlin zu Charlottenburg (1902-1918) [Behandelt]
Bemerkung: Max Bruch
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz
DE-611-HS-4306334, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4306334
Erfassung: 1. Dezember 2025 ; Modifikation: 3. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-03T13:48:40+01:00
